Die Fähigkeit, komplizierte motorische Handlungen aufzubauen und feine Bewegungen exakt auszuführen, hängt von Kontrollsignalen aus den motorischen Gebieten der Großhirnrinde ab. Die corticobulbären Fasern kontrollieren die Kerne der motorischen Hirnnerven und damit die Gesichtsmuskeln, während die corticospinalen Fasern die Motoneurone kontrollieren, welche die Muskeln des Rumpfes und der Gliedmaßen innervieren. Beide Faser bezeichnet man gemeinsam als Pyramidenbahn.

Der Tractus corticospinalis ist ein mächtiges Faserbündel, das etwa eine Million Axone umfaßt. Etwa die Hälfte davon entspringt im primären motorischen Cortex, der in der vorderen Zentralwindung (Gyrus praecentralis) des Frontallappens liegt. Hier liegen seine großen pyramidenförmigen Zellkörper. Ausgehend von den Zellkörpern verlassen die Axone die Großhirnrinde und ziehen durch die innere Kapsel, die keine Kapsel ist, sondern den Hauptweg für alle absteigenden und aufsteigenden Bahnen darstellt. Danach ziehen sie durch die Brücke zur Medulla oblongata. Dort kreuzen ca. 80-90% aller Fasern auf die andere Seite und bilden die Pyramidenseitenstrangbahn. Die ungekreuzten Fasern bilden die Pyramidenvorderstrangbahn und kreuzen erst im jeweiligen Segment auf die Gegenseite. Beide enden in den verschiedenen Höhen des Rückenmarks an den Vorderhornzellen.

Die Pyramidenbahnfasern bestehen von der vorderen Zentralwindung bis zum Vorderhorn aus einem nicht unterbrochenen Neuron (1. motorisches Neuron). Sie treten mit sekundären Neuronen in synaptischen Kontakt, deren Axone in der Vorderwurzel und in der Peripherie die willkürlichen Muskeln versorgen (2. motorisches Neuron).